Was ist Hyperkaliämie?
Der Begriff Hyperkaliämie setzt sich aus den Wortteilen hyper‑ (über, oberhalb), Kalium und ‑ämie (das Blut betreffend) zusammen. Eine Hyperkaliämie beschreibt demnach einen zu hohen Kaliumgehalt im Blut. Definitionsgemäß ist bei Erwachsenen eine Kaliumkonzentration im Blutserum von mehr als 5,0 mmol/l als eine Hyperkaliämie anzusehen.
Die Hyperkaliämie ist in der Regel eine Begleiterscheinung anderer gesundheitlicher Probleme. Einige Erkrankungen können direkt zu einer Hyperkaliämie beitragen. Dazu gehören zum Beispiel Erkrankungen der Nieren, Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), verschiedene Störungen des Hormonhaushalts.
Bei manchen Erkrankungen kann die Therapie verschiedener chronischer Erkrankungen eine Hyperkaliämie begünstigen. Dazu gehören unter anderem Medikamente zur Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (z. B. ACE-Hemmer), kaliumsparende Entwässerungsmittel (Diuretika), wie zum Beispiel Spironolacton oder Betablocker.
Sollten Sie (bzw. Ihr Angehöriger) an einer Niereninsuffizienz, einer Herzinsuffizienz oder einem erhöhten Blutdruck leiden, ist es möglich, dass Ihr Arzt Ihnen einige dieser Medikamente verschrieben hat.
Die Arzneimittel sind ein wichtiger Teil Ihrer Therapie. Deshalb sollten Sie Medikamente nicht eigenständig absetzen. Falls Sie im Zusammenhang mit der Einnahme der Medikamente Beschwerden wahrnehmen, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Ursachen einer Hyperkaliämie.
Auswirkungen einer Hyperkaliämie
Eine Hyperkaliämie kann schwerwiegende gesundheitliche Beschwerden verursachen und bei besonders starker Ausprägung sogar lebensbedrohlich sein. Das liegt vor allem daran, dass ein zu hoher Kaliumgehalt im Blut das empfindliche Verhältnis zwischen den elektrisch geladenen Kalium- und Natriumionen innerhalb und ausserhalb der Körperzellen stört. Eine Störung dieses Verhältnisses beeinträchtigt die Fähigkeit der Zellen, die elektrische Spannung an der Zellmembran zu steuern beziehungsweise aufrechtzuerhalten. Diese als Ruhemembranpotential bezeichnete elektrische Spannung ist unter anderem für die Anspannung von Muskeln und für die Weiterleitung von Signalen durch die Nervenzellen notwendig (mehr dazu können Sie im Kapitel Kalium im Körper nachlesen).
Eine Hyperkaliämie kann daher in schweren Fällen eine Störung der Signalübertragung im Herzen beziehungsweise eine Erregungsstörung der Herzmuskelzellen verursachen und damit ernsthafte Kreislaufbeschwerden auslösen. Aus diesem Grund sollte das Kalium durch den Arzt beobachtet werden.
Das Risiko für gesundheitliche Folgen ist abhängig von der Höhe des Kaliumspiegels. Das Risiko für schwerwiegende Herzrhythmusstörungen steigt beispielsweise ab einer Serumkaliumkonzentration von mehr als 6,5 mmol/l an. Gleichzeitig gilt: Je länger eine Hyperkaliämie besteht, desto größer ist das Risiko für negative Folgen. Wenn Ihr Kaliumhaushalt krankheitsbedingt beeinträchtigt ist, wird Ihr Arzt üblicherweise regelmäßige Kontrolluntersuchungen vereinbaren, um die Entwicklung der Kaliumkonzentration und den Erfolg der Therapiemaßnahmen zu beobachten.
Gerade bei chronischen Erkrankungen (z. B. Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz können die Arzttermine nicht immer leicht überschaubar sein. Als Angehöriger können Sie betroffene Familienmitglieder daher auch unterstützen, indem Sie ihnen organisatorisch zur Seite stehen und ihnen helfen, diese wichtigen Kontrolltermine wahrzunehmen.
Stadien der Hyperkaliämie
Von einer Hyperkaliämie spricht man ab einer Kaliumkonzentration von 5,0 mmol/l im Blutserum. Bei Werten von über 6,0 mmol/l wird der Arzt in der Regel Maßnahmen zur schnellen Senkung der Kaliumkonzentration im Blut ergreifen (siehe Kapitel Hyperkaliämie behandeln).
Wichtig ist auch, in welchem Zeitraum sich die Hyperkaliämie entwickelt hat. Bei einem schnellen Anstieg der Kaliumkonzentration kann eine Einweisung in ein Krankenhaus sinnvoll sein. Hier können die Ärzte die Hyperkaliämie und die Herzfunktion eng beobachten und im Bedarfsfall rechtzeitig eingreifen. Hat sich die Hyperkaliämie allmählich im Laufe mehrerer Wochen entwickelt, kann eine ambulante Therapie (außerhalb des Krankenhauses) mit regelmäßigen ärztlichen Kontrollen ausreichend sein. Die Entscheidung über die geeignete Therapie trifft der Arzt nach einer individuellen Beurteilung jedes Falles.